Erddig Hall wurde Ende des 17. Jahrhunderts erbaut und gibt dem Besucher einen guten Eindruck von einem herrschaftlichen Haus dieser Zeit. Bei einem Rundgang durch das riesige Anwesen kann man sich das enge Zusammenleben zwischen Herrschaft und Dienerschaft gut vorstellen und auch die großzügige Garten- und Parklandschaften aus viktorianischer Zeit sind sehenswert.
Erbaut wurde das Haus im Jahr 1684 von Joshua Edisbury, doch bereits 1709 war er bankrott und musste das Anwesen an John Meller verkaufen. Da dieser kinderlos starb, wurde Erddig Hall 1733 an dessen Neffen Simon Yorke vererbt – der Beginn der rund 240 Jahre währenden Ära der Yorke-Familie.
Während dieser Zeit erweiterten die Yorkes das Anwesen immer weiter und statteten es mit den edelsten und besten Materialien und Möbeln aus. Auch der große formale Garten und der 486 Hektar große Landschaftsgarten entstanden in dieser Zeit.
Nach dem ersten Weltkrieg begannen jedoch die finanziellen Schwierigkeiten, der Kohleabbau in der Nähe ließ die Fundamente absacken und das Dach war undicht. Um das Gebäude zu retten, musste Philip York III. letztendlich im Jahr 1973 das Haus an den National Trust verkaufen.
Die Eigenschaft der Familie, nichts wegzuwerfen und die Tatsache, das für Elektrizität einfach kein Geld da war, ist heute eine glückliche Fügung, denn so stellt sich das Gebäude und die gesamte Einrichtung auch heute noch fast komplett in der Zeit des 18. Jahrhunderts dar.
Das Haus betritt man über die Dienstbotenbereiche, wo sich Schmiede, Schreinerei, Sattelkammer (mit Kutschen und Oldtimerfahrzeugen), Wäscherei, Backhaus und Küche befinden. Daran schließt sich der Bereich „unter der Treppe“ an, in dem man die Welt der Dienstboten betritt. Hier kann man u.a. der Vorratsraum des Butlers, der Raum der Haushälterin und der Aufenthaltsraum der Bediensteten sehen. Besonders beeindruckend sind hier die vielen Zeichnungen und Fotos der Bediensteten, die in Erddig Hall offenbar mehr als nur unsichtbare Geister waren, die ohne Murren die viele Arbeit erledigten: zu fast jedem Bild wurden liebevolle Verse angefügt, die die enge Beziehung der Herrschaft zur Dienerschaft dokumentieren.
„Oberhalb der Treppe“ liegen die repräsentativen Räume der Familie wie Speisesaal, Salon und Bibliothek, die Schlaf- und Kinderzimmer, eine Kapelle und chinesisch eingerichtete Zimmer. Diese sind mit erlesenen Möbeln, feinen Tapeten, wertvollem Porzellan und prachtvollen Teppichen ausgestattet, sogar eine Fußbodenheizung und eine Klingelanlage wurden installiert. Und ganz oben unter dem Dach lagen die Räume der Bediensteten.
Der von William Ermes Ende des 18. Jahrhunderts im viktorianischen Stil angelegte formale ummauerte Garten und der Landschaftsgarten wurden orginalgetreu restauriert und bezaubern durch ihre akkuraten Formschnittalleen, üppigen Rosen- und Blumenbeete, duftenden Kräuterbeete, Obstbaumspaliere, Kletterpflanzen und eine große Efeusammlung. Außerdem wurden ein Teich, ein Kanal, und ein Wasserfall (in der Form einer Tasse mit Untertasse gestaltet) angelegt.
Das vom National Trust verwaltete Anwesen wurde bereits mehrfach zu einem der schönsten und bedeutendsten Orte Großbritanniens gewählt. Eintritt.
Lage: Erddig, Marchwiel, Wrexham, LL13 0YT (ca. 3,5 km südlich von Wrexham; entweder von Wrexham aus von der Sontley Road abzweigen oder von der A483 aus ausgeschildert über die A5152 bei Felin Puleston in die Hafod Road fahren)