Madeira – Blumeninsel im Atlantik

Auf der "Blumeninsel im Atlantik" lässt das ganzjährig milde Klima zahlreiche exotische Pflanzenschönheiten gedeihen. Die Insel vulkanischen Ursprungs wird durch eine fast 1900 m hohe schroffe Gebirgskette in zwei Teile gespalten: den wilden, wasserreichen Norden und den dicht besiedelten, trockneren Süden mit seinen spektakulären Steilküsten.

Dieses Mal war unser Ziel Madeira, Insel des süßen Madeiraweins, der wasserreichen Levadas, der bunten Blumen und der berühmten Seefahrer.

Wir laden Sie ein, uns auf unserer 14-tägigen Reise durch Madeira zu begleiten:

Tag 1: Donnerstag, 31. August

Endlich geschafft! Noch bis zur letzten Minute hatten wir Stress, aber nun sitzen wir tatsächlich im Flugzeug auf dem Weg nach Madeira! Wenigstens müssen wir dieses Mal nicht so früh aufstehen – 14:40 Uhr Abflug ist doch mal eine angenehme Sache! Doch vor uns liegt nun eine lange Reise: von München aus sind es knapp 3000 km bis nach Funchal. Nach etwa 3 Stunden und 45 Minuten sind wir endlich im Landeanflug auf Funchal Airport. Wir waren ja schon vorgewarnt, aber die Landebahn, die zum Teil auf langen Stelzen ins Wasser gebaut wurde, sieht doch ziemlich kurz aus. Na ja, Augen zu und durch – wir sind, was Landeanflüge anbelangt, zwischenzeitlich schon so einiges gewohnt.

Glücklich gelandet und abgefertigt, mit unseren Koffern in der Hand, stehen wir dann am Europcar-Schalter, um unser Fahrzeug in Empfang zu nehmen. Alles geht recht flott, so dass wir schon bald im Auto sitzen und uns auf die Suche nach unserem gebuchten Hotel machen. Die Beschreibung in unseren Reiseunterlagen ist recht dürftig, aber wenigstens wissen wir, dass unser Hotel direkt neben dem Golfplatz von Santo da Serro liegt. Wir folgen also den Wegweisern zum Golfplatz, finden so relativ problemlos unser Hotel und sind in nur knapp 20 Minuten dort.

Das Hotel do Santo erinnert uns sehr an die Kolonialgebäude auf Macao.

 

Das Hotel haut uns richtig um: haben die sich von Macao inspirieren lassen? Außen rosa gestrichen mit weißen Verzierungen, innen mit Möbeln im chinesischen Stil, dunklem Holz und sehr gediegen eingerichtet. Wir machen uns kurz frisch und sitzen schon bald im Restaurant und genießen den ersten Abend auf Madeira. Wir machen erste Bekanntschaft mit der Küche Madeiras, während draußen Nebel aufzieht. Das sei ganz normal hier oben, erklärt uns die Kellnerin, denn wenn es tagsüber recht heiß wird, ist die Luft abends oft so mit Feuchtigkeit gesättigt, dass es in den höher gelegenen Regionen neblig wird.

Gegen Abend zieht in Santo da Serra Nebel auf.

Tag 2: Freitag, 1. September

Der Tag fängt für uns recht geruhsam an, da wir uns erst mal ein wenig im Hotel orientieren und in den Reiseunterlagen blättern. Erst am Nachmittag wagen wir uns auf einen ersten Ausflug nach Funchal. Nichtsahnend fahren wir mit dem Auto direkt in die Stadt. Ganz offensichtlich ein Fehler, denn außer uns will heute wohl die halbe Inselbevölkerung ebenfalls nach Funchal: der Verkehr ist fast schlimmer als daheim im Berufsverkehr! Außerdem ist es extrem schwül hier unten und einen Parkplatz finden wir auch nirgendwo – also, nichts wie raus hier! Das nächste Mal, nehmen wir uns vor, fahren wir entweder ganz früh oder gleich mit dem Bus.

Doch wohin nun? Nach einem Blick auf die Karte scheint Machico eine gute Wahl zu sein. Das ist es auch: ein schnuckeliger kleiner Ort (angeblich nach Funchal die zweitgrößte Stadt auf Madeira …), der irgendwie ein wenig verschlafen wirkt. Der lange Strand besteht zwar fast ausschließlich aus Kiesel, aber Madeira ist ja auch nicht für seine langen Sandstrände berühmt. Wenn wir das nächste Mal in Machico sind, nehmen wie auf alle Fälle unsere Badesachen mit. Ein kurzer Besuch in der Tourist Information versorgt uns mit Infomaterial, bevor es wieder zurück „nach Hause“ geht.

Der lange Kieselstrand von Machico

Tag 3: Samstag, 2. September

Wir stehen heute relativ früh auf, denn es geht nach Estreito de Camara de Lobos, wo heute ein großes Weinfest sein soll. Da wir nicht wissen, wo in Estreito das Fest stattfindet, fahren wir einfach einem Auto mit Mitgliedern einer Folkloregruppe hinterher und parken wie diese ganz selbstverständlich im Parkhaus am Marktplatz. Erst später, als wir schon mitten im Getümmel sind, kommen uns Zweifel, ob das so klug war – was tun wir, wenn nachher die Schranke nicht mehr offen ist? Aber nun ist’s sowieso schon zu spät, das Gedränge rund um die große Weinpresse wird immer größer und wir wollen ja schließlich das Weinfest sehen.

Die Stimmung ist ausgelassen, überall wird gesungen und getanzt.

Die Trauben werden in Körben zur Weinpresse gebracht.

Dieses entpuppt sich als ein ziemlich ausgelassenes Spektakel. Folkloregruppen von der ganzen Insel ziehen durch die Hauptstraße, führen traditionelle Tänze auf und machen Musik, die Trauben werden in großen geflochtenen Körben zur Weinpresse gebracht und anschließend mit den Füßen gestampft, dabei darf jeder mitmachen. Wir haben einen prima Blick auf alles und auch wenn das Fest ziemlich auf die Touristen zugeschnitten ist, lassen wir uns von der fröhlichen Stimmung anstecken.

In solchen Schafsblasen wurde der Wein früher transportiert.

Das Zentrum des Festes: die riesige Weinpresse.

Wer will, darf auch einmal mit nackten Füßen Trauben stampfen.

Irgendwann wird es uns dann doch zu voll und da nichts Spektakuläres mehr zu passieren scheint, machen wir uns auf zum kulinarischen Teil des Festes. An vielen Ständen gibt es Wein, gegrilltes Huhn, Espetada (Rinderspieß), Bolo de Caco (ein Brot aus Süßkartoffeln mit Knoblauchbutter bestrichen) oder Pao de Chorizos (mit Wurst gefüllte Brotstangen).

Der kulinarische Teil des Weinfestes: kräftig-deftig!

Danach sind wir ganz schön satt und entschließen uns, unser Glück im Parkhaus zu versuchen. Gottseidank ist die Schranke immer noch offen und so fahren wir weiter zum Cabo Girao, der höchsten Steilküste Europas.

Puh, da möchten wir nicht aus Versehen hinunterfallen, denn die Boote, die unten auf dem Wasser tanzen, sehen von hier oben ganz schön klein aus!

Die Boote sehen vom Cabo Girao aus ganz schön klein aus!

Ein paar Kilometer weiter gibt es einen Aufzug, mit dem wir die „nur“ 300 Meter hinunter zu den Plantagen von Faja dos Padres fahren. Man braucht hier schon etwas Schwindelfreiheit, denn durch ein großes Fenster kann man während der Fahrt nach unten direkt auf das Meer und den Strand unten schauen. Wir bleiben ein wenig am Strand, ärgern uns, dass wir unsere Badesachen oben im Auto liegen haben und fahren erst nach einer ganzen Weile wieder zurück ins Hotel.

Tag 4: Sonntag, 3. September

Für heute haben wir uns die erste Levada-Wanderung vorgenommen. Und da wir mal nicht ständig mit dem Auto herumkurven wollen, haben wir uns eine etwa 3-stündige Tour in der Nähe ausgesucht. Zwar müssen wir die erste dreiviertel Stunde auf der Straße nach Funchal laufen, doch als wir den „Einstieg“ in die Levada da Serra do Faial gefunden haben, geht es ohne merkliche Steigungen entlang des Levada-Kanals. Leider ist die Levada die ersten paar Kilometer ausgetrocknet und führt erst später wieder Wasser, aber es ist schön im Schatten der Bäume zu laufen. Riesige Hortensien säumen den Weg, nach einigen Kilometern plätschert neben uns das Wasser munter vor sich hin und der Weg ist so breit, dass man zu zweit nebeneinander gehen kann.

Üppige Blumenpracht entlang der Levada da Serra do Faial.

Zurück in Santo da Serra machen wir uns im Hotel kurz frisch und sind dann schon wieder unterwegs in den Ort, wo heute der wöchentliche Sonntagsmarkt stattfindet. Wir kaufen uns einen Snack und schlendern über den Markt. Als Abschluss gönnen wir uns jeder einen „Poncha“, der schön süß schmeckt, es aber in sich hat!

Sonntagsmarkt in Santo da Serra.

Danach sind wir ziemlich müde und gehen zurück ins Hotel, wo wir uns erst mal ausruhen. Später ziehen wir ein paar Bahnen im Schwimmbad und fallen nach dem Abendessen ziemlich bald müde ins Bett.

Tag 5: Montag, 4. September

Ein wenig Muskelkater haben wir heute schon, also werden wir heute nichts allzu Anstrengendes unternehmen und einmal an die Nordküste nach Santana fahren. Der Ort ist bekannt für seine „Santana“-Häuschen, die ziemlich putzig aussehen – eigentlich sind sie nur ein einfach auf den Boden gestelltes Dach.

Das typische, bunt bemalte „Santana“-Haus mit dem tief heruntergezogenen Strohdach.

Wir machen einen kleinen Spaziergang durch den Ort und besuchen anschließend den Parque Tematico da Madeira, ein Art „Madeira auf kleinstem Raum“. In den verschiedenen Themenpavillions erfahren wir allerlei Wissenswertes über die Insel und bekommen sozusagen einen Schnellkurs in Sachen „was man über Madeira wissen sollte“.

Im Pavillon „Entdeckung der Inseln“ fahren wir in einer Art Geisterbahn mit einem Boot durch die Geschichte Madeiras – recht lustig, jedenfalls so lange, bis vor uns ein Wasserfall auftaucht. Gottseidank wird dieser ausgeschaltet, bevor wir durch ihn hindurchfahren … Na ja, man kann ja auch nicht einfach Touristen naßspritzen!

Im Parque Tematico da Madeira ist alles Wissenswerte über Madeira auf kleinstem Raum vereint.

Tag 6: Dienstag, 5. September

Nun haben wir es endlich mal geschafft, nach Machico zum Baden zu fahren. Wenn man Badeschuhe hat, ist das Laufen auf den Kieselsteinen auch nicht mehr so schlimm. Das Wasser hat jedenfalls die richtige Temperatur und wir lassen uns die Sonne so richtig auf den Pelz scheinen. Auf dem alten Marktplatz essen wir noch eine Kleinigkeit, bevor wir am frühen Nachmittag wieder zurück nach Santo da Serra fahren.

Nach einem kleinen Nickerchen im Hotel, schauen wir uns die Quinta do Santo da Serra an, es sind für uns ja nur ein paar Schritte, da die Quinta direkt neben unserem Hotel liegt. Der Park gefällt uns recht gut, doch die Landvilla der Blandy-Familie haben wir uns doch etwas pompöser vorgestellt. Vom Aussichtspunkt am Ende des Gartens hat man aber einen schönen Blick über das Machico-Tal, den wir lange genießen.

Das Landhaus der Blandy-Familie liegt in einem riesigen Garten.

 

Tag 7: Mittwoch, 6. September

Funchal, zweiter Versuch – wir sind heute schon recht früh unterwegs, um dieses Mal der „Rush hour“ in Funchal zu entkommen. Und tatsächlich ist am Morgen noch viel weniger Verkehr. Nach einigem Suchen finden wir ein Parkhaus am Westende der Hafenpromenade. Ein wenig eng ist es hier schon, wir sind froh, dass wir ohne Schrammen einen Parkplatz finden – mal schauen, wie wir hier wieder herauskommen. Doch nun können wir uns endlich den Sehenswürdigkeiten von Funchal widmen.

Unser erstes Ziel ist der Parque de Santa Catarina, der nur wenige Schritte vom Parkhaus entfernt liegt und mit seinem hübschen kleinen See, den blühenden Frangipani-Bäumen und eleganten Strelitzien eine Oase der Ruhe bildet.

Christoph Columbus wacht am Eingang des Parque de Santa Catarina.

Die Hafenpromenade führt uns weiter am Palacio de Sao Lourenco vorbei zum Mercado dos Lavradores.

Solch‘ schöne Azulejos, wie hier am Eingang zum Mercado des Lavradores, findet man noch an vielen Häusern in Funchal.

Hier werden neben Obst und Gemüse auch Blumen, Korbwaren und in einer zweiten Halle auch Fisch verkauft. Und hier sehen wir ihn auch zum ersten Mal: den berühmten Schwarzen Degenfisch. Einnehmend sieht er ja nicht gerade aus, dieser aalförmige Fisch mit seinen riesigen Augen, den spitzen Zähnen und der pechschwarzen Haut. Als „espetada com banana“ auf dem Teller sieht er jedenfalls viel besser aus als „en nature“.

Der aalförmige Schwarze Degenfisch wird auch im Mercado des Lavradores verkauft.

Die Maracujas, die wir an einem der Marktstände kaufen, schmecken zwar zuckersüß, die Preise sind allerdings gesalzen! Na ja, was soll’s – manchmal zahlt man eben Lehrgeld.
Wir besuchen noch das Zuckermuseum, schauen uns die berühmte Zedernholzdecke in der Sé, der Kathedrale, an und landen schließlich im Weinmuseum.

Im Weinmuseum von Funchal.

Auf dem Rückweg durch die Altstadt essen wir in einem urigen Lokal eine deftige Caldo Verde mit Chorizo und ein Bolo de Caco, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen.
Es bereitet uns einige Mühe, aus der Stadt wieder herauszufinden, denn nicht alle „Ausfallstraßen“ führen auch wirklich auf die Küstenstraße und unser Kartenmaterial ist ausgerechnet an den entscheidenden Stellen ziemlich ungenau.

Letztendlich finden wir aber doch aus Funchal heraus und nach dem Abendessen und einem „Absacker“-Poncha in einer Bar kriechen wir müde und voller neuer Eindrücke ins Bett.

Tag 8: Donnerstag, 7. September

Für heute haben wir uns eine weitere Levada-Wanderung vorgenommen. Doch als wir kurz nach 10 Uhr in Ribeiro Frio ankommen, parken an der ganzen Straße entlang schon die Autos und Reisebusse. Also entschließen wir uns spontan, einfach an die Nordküste weiterzufahren.

Über eine teilweise sehr enge und kurvenreiche Strecke mit einigen abenteuerlichen Tunnels fahren wir zunächst bis Arco de Sao Jorge. So etwas Schönes wie das Rosarium der Quinta do Arco haben wir dort nicht erwartet: Rosen in allen Variationen – ein wahres Sinnenerlebnis aus Formen, Farben und Düften! Die Nebelwolken, die sich an den Berghängen verfangen haben, zaubern zusätzlich eine eigenartige Stimmung.

Ein Straßentunnel bei Arco de Sao Jorge – hoffentlich kommt nicht ausgerechnet jetzt jemand entgegen!

Eine fast perfekte „blaue“ Rose im Rosarium der Quinta do Arco.
 
Die immer enger werdende Straße führt uns weiter nach Sao Vicente, wo wir nach einer kleinen Stärkung, die „Grutas“ (Vulkanhöhlen) besuchen. Die Führung, die außerdem eine Multimedia-Show beeinhaltet, dauert eine gute Stunde und führt uns etwa 700 Meter ins Innere der vor hunderttausenden von Jahren durch Lavaströme entstandenen Kanäle.

In den Grutas bei Sao Vicente.

Die Heimfahrt durch den neuen Tunnel, der unter dem Encumeada-Pass durch das Zentralmassiv gebaut wurde, spart uns eine Menge Zeit, so dass wir nur 50 Minuten von Sao Vicente nach Santo da Serra benötigen.

Tag 9: Freitag, 8. September

Heute sind wir wieder früher unterwegs als gestern und machen uns auf den Weg nach Curral das Freiras, ins „Nonnental“. Nach einigen Fehlversuchen (die Hinweisschilder fehlen immer an den entscheidenen Straßenkreuzungen!) finden wir doch noch die Straße, die in das abgelegene Tal führt.

Vom Aussichtspunkt Eira do Serrado geht es fast 800 Meter senkrecht in die Tiefe, nur ist das gesamte Tal heute leider voll Nebel und Rauch – wahrscheinlich wird gerade brandgerodet -, so dass wir den gegenüber liegenden Pico Grande nur erahnen können.

Der Blick vom Eira do Serrado hinüber zum Pico Grande ist durch Nebel und Rauch getrübt.

Später, auf dem Parkplatz in Camara de Lobos, fallen uns einige selbsternannte Parkwächter auf, die offenbar den Kameras und Handys der Touristen mehr Aufmerksamkeit schenken als den Autos, die sie angeblich bewachen wollen. Irgendwie fühlen wir uns hier nicht wohl und bleiben hier nicht lange, denn rund um den Hafen sind auffallend viele Männer, die auffallend wenig zu tun haben und uns auffallend aufmerksam mustern.

Zurück in Santo da Serra ist es gerade die richtige Zeit für eine Spezialität Madeiras, die wir nicht verpassen wollen: Espetada! Das „A Nossa Aldeia“ wird in unserem Reiseführer als besonders authentisch angepriesen, also nichts wie hin!

 
Ein Espetada-Spieß – muss man dazu noch was sagen?

Es ist schon ein Erlebnis: der große mit Rindfleisch bestückte Metallspieß wird vor unseren Augen am offenen Feuer gegrillt, dann an einen am Tisch angebrachten Metallhaken aufgehängt und nun versuchen wir, das Fleisch ohne größere Unfälle vom Spieß auf den Teller zu befördern. Eine recht lustige Geschichte. Obwohl wir vom vielen Fleisch schon ziemlich satt sind, können wir dem Maracuja-Puddig nicht widerstehen und so wanken wir mit gut gefüllten Bäuchen wieder zurück ins Hotel, wo wir nach einem Verdauungsschläfchen noch etwas Zeit zum Lesen haben.

Das Abendessen fällt für uns beide ziemlich mager aus, es ist auch nicht soooo prickelnd, was der Koch heute zu bieten hat.

Tag 10: Samstag, 9. September

Der Strand von Prainha ist zunächst unser heutiges Ziel. Denn nur hier gibt es echten Sand, völlig ohne Kiesel. Doch leider sind wir zur falschen Zeit hier: der Strand ist von so hohen Klippen umgeben, dass die Sonne am Vormittag keine Chance hat, den Strand zu erreichen. Und ohne Sonne ist es dann doch ein wenig zu kühl zum Baden.

Der Sandstrand Praia da Prainha sieht wirklich einladend aus – fehlt nur noch etwas Sonne.

Aber wenn wir schon mal hier sind, können wir wenigstens noch ein Stück weit Richtung Ponta de Sao Lourenco laufen. Die Steilküste erinnert uns ein wenig an die walisische Küste, jedenfalls sieht die raue und öde Landschaft komplett anders aus als der Rest von Madeira. Hier kann man auch gut sehen, wie sich an der Nordküste die Nebelschwaden an den Berghängen verfangen, während an der Südküste kaum eine Wolke zu sehen ist.

An der Nordküste bleiben die Wolken an den Bergen hängen.

Um dennoch ins Wasser zu kommen, fahren wir wieder nach Machico – und siehe da: heute haben wir Ebbe und es gibt sogar einen richtigen Sandstreifen, der zwischen Wasserlinie und Kieselstrand hervorblitzt. Also nichts wie hinein in den Atlantik! Bei der zweiten Baderunde hat die Flut den kleinen Sandsstreifen schon wieder komplett zurückerobert und wir müssen uns leider schon wieder über die Steine zurück zum Strand kämpfen.

Heute findet auf der Insel ein Motorrennen statt, und als wir wieder zurück nach Santo da Serro fahren wollen, kommen wir an einer Straßensperrung nicht mehr weiter. Wir wissen nicht, wie lange das dauern wird und fahren daher wieder zurück nach Machico, wo wir uns über eine Stunde lang an einer Maracuja-Limo festhalten und ein wenig lesen.

Neuer Versuch, diesmal erfolgreich, wir dürfen endlich wieder zurück nach Santo da Serra.
Eine Hochzeitsfeier, die in unserem Hotel ausgerichtet wird, „vertreibt“ uns nach dem Abendessen aus dem Hotel, und erfreut stellen wir fest, dass das Apfelweinfest von Santo da Serra schon heute Abend mit verschiedenen Darbietungen und Live-Musik angefangen hat. Wir hören eine Weile zu und gönnen uns dann später in der Bar ein, zwei Poncha.

Am abend wird beim Apfelweinfest in Santo da Serra Live-Musik geboten.

Tag 11: Sonntag, 10. September

Nach einem späten Frühstück machen wir heute erst mal keine Hektik und lesen in aller Seelenruhe auf dem Balkon. Erst um Mittag herum machen wir uns auf zum Sonntagsmarkt. Außerdem wollen wir mal schauen, ob wegen dem Apfelfest von Santo da Serra schon was los ist. Außer ein paar verloren wirkenden Apfelkörben gibt’s noch nichts zu sehen.

Noch scheint sich niemand so recht für die Apfelkörbe zu interessieren.

Also schlendern wir auf dem Sonntagsmarkt herum, kaufen eine ganze Tüte Feigen und freuen uns, dass ein ganzes Bündel Bananenmaracujas hier nur 1 Euro kostet! Mit unseren Schätzen gehen wir wieder zurück ins Hotel, denn es scheint ja noch etwas zu dauern.

Doch als wir dann später wieder zurückkommen, ist das Apfelstampfen leider schon vorbei. Aber wenigstens können wir schon etwas vom frisch gepressten Apfelsaft probieren.

Nach dem Abendessen im Hotel kehren wir schon wieder zurück in den Ort – es sind ja nur ein paar Schritte -, und zwischenzeitlich ist es schon richtig voll geworden.

An den Buden hängt das Rindfleisch für die allgegenwärtigen Espetadas – insgesamt waren das bestimmt einmal 4 oder 5 Ochsen – und über den halbierten Ölfässern wird auch schon fleißig gegrillt. Auf dem Hauptplatz ist der Teufel los, eine Live-Band spielt heiße Rhythmen und außer den Gästen, die in Santo da Serra wohnen, trifft man auf dem Hauptplatz und in den Bars nun fast nur noch Einheimische.

Auf halbierten Ölfässern wird jede Menge Fleisch gegrillt.

Tag 12: Montag, 11. September

Wir wagen es heute nun doch noch einmal: auf nach Funchal! Diesmal meiden wir jedoch die Innenstadt und parken direkt am Botanischen Garten. Ein netter Wärter winkt uns gleich in den Papageienpark hinein, wo wir vom Gepiepe und Gekreische der Vögel begrüßt werden. Trotz des Lärms sind wir fasziniert von der Vielfalt der dort gehaltenen Aras, Papageien, Kakadus und anderen Vögeln.

Im Papageienpark von Funchal

Über einen kleinen Durchgang gelangen wir anschließend in den Botanischen Garten. Dieser riesige Garten ist wirklich traumhaft schön: was hier nicht alles wächst und blüht – ein Paradies in der hektischen und lauten Großstadt.

Vogel oder Blume?

Am oberen Ende des Botanischen Gartens beginnt die Seilbahn nach Monte, mit der wir über grüne Täler dem alten, ruhigen Bergort entgegenschweben. Ein Muss hier oben sind die große Kathedrale (in der der letzte österreichische Kaiser Karl I. begraben liegt) und natürlich die Korbschlittenfahrer. Es gibt immer wieder Touristen, denen der saftige Preis nicht zu hoch ist und die sich über das holperige Straßenpflaster hinunter nach Funchal fahren lassen. Wir haben jedoch ein Rückfahrticket für die Seilbahn, da wir unser Auto ja sowieso am Botanischen Garten wieder abholen müssen.

Noch eine kleine Pause, bevor die nächsten Touristen kommen.

Zurück in der Talstation wollen wir wieder durch den Botanischen Garten zurück zum Auto. Doch da haben wir die Rechnung ohne die Kassiererin am Eingang gemacht. Wir sollten nun nochmal Eintritt zahlen! Das ist uns natürlich zu blöd und wir gehen stattdessen halt außenherum um den Botanischen Garten! Wir haben ja vorher schon alles gesehen …

Für heute reicht es uns und wir fahren zurück ins Hotel, wo uns am späten Nachmittag schon Nebel erwartet.

Tag 13: Dienstag, 12. September

Neuer Anlauf nach Ribeiro Frio. Diesmal sind wir schon so früh unterwegs, dass wir gegen 8:30 bereits dort ankommen – und siehe da: wir gehören heute zu den Ersten am Parkplatz! Die Levada-„Wanderung“ zu den Balcoes ist wirklich für jeden noch so Fußkranken machbar – kein Wunder, dass fast alle Bustouren mit groß angepriesener Levada-Wanderung hierher führen. Man merkt es auch an den Preisen in der „Halfway Bar“: ein Poncha für 5 Euro ist doch ganz schön happig! Doch wenn man, wie wir heute, auf diesem Weg völlig allein ist, macht es richtig Spaß. Vor allem der Ausblick von den Balcoes ist einfach umwerfend!

So, nun aber geht es zur „echten“ Levada-Wanderung, die gleich auf den anderen Straßenseite gegenüber beginnt. Die Levada do Furado, die „in den Fels gehauene“ Levada, ist nur die ersten paar hundert Meter zahm, fast unmerklich verengt sich der Weg und schon bald balancieren wir auf der knapp zwei Fuß breiten Levadamauer, rechts der Wasserkanal und links der (gottseidank bewaldete) Abhang.

Die Levada do Furado wird von vielen Zuflüssen gespeist.
 

Nach einigen Kilometern stehen wir plötzlich an einer Stelle, an der wir nicht mehr weiterkommen. Ein einmündender Wasserfall hat die Mauer hier ziemlich zerbröckelt und wir entschließen uns nach einigen vorsichtigen Tritten zur Umkehr. Doch beim Zurückgehen bemerken wir, dass es hier offenbar einen „Umweg“ gibt, wir müssen nur ein paar Schritte hinunter in das Bachbett steigen und wieder hinauf, und schon geht es weiter auf der Levadamauer. An der nächsten kritischen Stelle wissen wir nun schon, wie’s geht. Nun können uns auch die über das Levadabett gelegten Holzbalken an einer Engstelle zwischen Felsen nicht mehr schrecken und für den Tunnel, den wir nach insgesamt 2 ½ Stunden erreichen, sind wir ja mit einer Taschenlampe ausgestattet.

Nur gut, dass wir eine Taschenlampe dabeihaben.

 

Nun finden wir, dass wir weit genug vorgedrungen sind, wir müssen ja schließlich den ganzen Weg wieder zurückgehen. Überhaupt kommen uns nun schon die ersten Leute entgegen, die offenbar in Portela gestartet sind und auf ein ständiges Ausweichen auf der Levadamauer haben wir auch nicht so viel Lust.

Müde und mit einer sich auflösenden Turnschuhsohle (darf das bei einem Markenschuh sein?!?) kommen wir wieder am Auto an und könnten einen halben Ochsen verspeisen – wir einigen uns diesmal auf das zweite kulinarische „Muss“ von Madeira: Espada (Schwarzer Degenfisch) mit gebratener Banane.

Für heute finden wir, dass wir genug getan haben, und so vergeht der restliche Nachmittag noch sehr geruhsam.

Tag 14: Mittwoch, 13. September

Ein Zeichen, dass das Wetter schlechter wird: die Ilhas Desertas sind zum Greifen nah.

Die Reiseleitung glänzt durch Nichtexistenz, also lassen wir die Empfangsdame des Hotels besser mal im zuständigen Reisebüro in Funchal nachfragen, ob wenigstens unser Flugzeug planmäßig abfliegt. Sie versichert uns, dass es noch nie Probleme gegeben hat, will uns aber bis zum Abend Bescheid geben.

Den letzten Tag wollen wir noch zum Baden nutzen, obwohl es heute schon relativ bewölkt ist. Vom Strand in Machico aus kann man auch das erste Mal die Ilhas Desertas gestochen scharf sehen – angeblich ein Zeichen dafür, dass das Wetter schlechter wird. Ist uns ja egal, morgen sind wir schon wieder auf dem Weg nach Hause, dann darf es hier gerne regnen …

Gegen Mittag, nach einem Imbiss am Marktplatz und einem Rundgang durch den Supermarkt, kehren wir wieder zurück ins Hotel, um so langsam unsere Koffer zu packen. Mit dem Flug morgen geht auch alles in Ordnung, also können wir uns so langsam auf’s Heimkommen einstimmen. Ein kurzer Anruf daheim beruhigt uns außerdem, dass uns morgen in Deutschland kein extremer Temperaturschock bevorsteht.

Tag 15: Donnerstag, 14. September

It’s boarding time!

Um 5 Uhr früh reißt uns das Telefon aus den Träumen – der bestellte Weckruf! Na gut, also Schlaf aus den Augen reiben, kurz in die Dusche, die letzten Sachen in den Koffer schmeißen und ab ins Auto.

Am Flughafen checken wir erst einmal ein und geben unsere Koffer auf, denn der Europcar-Schalter öffnet erst um 7 Uhr. Die Autorückgabe läuft absolut problemlos: wir geben die Papiere und die Schlüssel ab, sagen, auf welchem Parkdeck das Auto steht und das war’s auch schon! Nun haben wir Zeit, unser Frühstück zusammen mit einem café grande zu vertilgen, bevor unser Flug um kurz nach 8 Uhr aufgerufen wird.

Unsere 14 Tage Urlaub vergingen wie im Flug und wir sind uns einig, dass wir selten einen so abwechslungsreichen Urlaub aus Wandern und Faulenzen, Landschaft und Kultur hatten wie auf Madeira.