Geschichte – Thailand

Alles über die Geschichte Thailands: Von den Reichen der Mon, Sri Vijaya und Khmer über das Königreich von Sukhothai, das Königreich der Lan Na Thai und die Ayutthaya-Zeit bis zur heutigen konstitutionellen Monarchie der Chakri-Dymastie.

Das heutige Gesicht Thailands

Die konstitutionelle Monarchie in Thailand

Thailand ist eine konstitutionelle Monarchie, deren Oberhaupt König Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) 69 Jahre lang auf dem Thron saß. Er war bei der Bevölkerung äußerst beliebt und engagierte sich stark für die Verbesserung der Lebensbedingungen und für die Umwelt und schaffte es auch immer wieder, einen ausgleichenden Einfluss auf die rivalisierenden politischen Gruppen des Landes auszuüben.
Mit seinem Tod am 13. Oktober 2016 wurde erwartet, dass sein Sohn Maha Vajiralongkorn (Rama X.) noch am gleichen Tag als König ausgerufen wird. Doch obwohl der Kronprinz die Nachfolge als thailändischer König akzeptierte, übernahm er die Amtsgeschäfte erst ab dem 1. Dezember 2016 und verschob zudem die Krönung auf die Zeit nach der 1-jährigen Trauerzeit.
Maha Vajiralongkorn war bisher bei seinen Untertanen nicht sonderlich beliebt, was unter anderem auch daran lag, dass er bereits 3 Mal geschieden ist, als Playboy gilt und auch bisher viel Zeit im Ausland verbrachte. Unter anderem besitzt er in der Nähe von München am Starnberger See eine große Villa, in der er sich gerne aufhält.

Die Umrisse von Thailand erinnern an einen Elefantenkopf mit einem langen Rüssel. An den „Ohren“ im Norden und Nordosten bildet der Mekong die Grenze zu Laos und dem nördlichen Burma (Myanmar). Im Osten, am „Kopf“, grenzt Thailand an Kambodscha und den Golf von Thailand an, im Westen an Burma und die Andamanensee und an den „Rüssel“ ganz im Süden schließt sich Malaysia an. Die Fläche Thailands ist dabei mit 514 000 Quadratkilometern ungefähr so groß wie Frankreich. Im Golf von Siam und an der Andamanensee liegen einige größere Inseln, die zum Staatsgebiet dazugehören. Die Hauptstadt Bangkok, offiziell Krung Thep, liegt im Delta des größten Flusses, des Maenam Chao Phraya in der Zentralebene.
Die Bevölkerung von Thailand, über 60 Millionen Menschen, besteht zu 80 % aus Thai-Völkern. Nur in den Grenzgebieten zu den Nachbarländern leben verstärkt Malayen, Khmer, Mon oder Vietnamesen. Einige Bergstämme, wie die Lisu, Lahu, Akha, Meo, Yao, Lawa oder Karen sind vor allem in Norden und Nordwesten des Landes zu finden. Der Buddhismus, vor allem der Theravada-Buddhismus, ist bei knapp 95 % der Bevölkerung verbreitet. Die Bergstämme gehören oft animistischen Religionen an, im Süden, vor allem bei Krabi und bis zur malayischen Grenze, gibt es verstärkt Muslime (Malaien).
Die Staatssprache ist Thai, jedoch ist Englisch als Handelssprache fast überall, besonders in den Städten, verbreitet. Thailand besitzt eine eigene Schrift, die in der Sukhothai-Zeit von König Ram Kamhaeng, basierend auf der Khmer-Schrift, eingeführt wurde.
Thailand gehört zu den Schwellenländern Asiens und ist zu etwa drei Vierteln landwirtschaftlich geprägt. Hauptanbauprodukte sind Reis, Tapioka, Ananas und Kokos – Thailand ist der fünftgrößte Nahrungsmittelexporteur der Welt! Seit Mitte der 80er Jahre hat jedoch auch die Industrie stark zugelegt, man zählt Thailand daher auch zu den „Tigerstaaten“. Leider profitiert davon hauptsächlich die Mittelschicht und die bäuerlichen Regionen, vor allem im Nordosten (Isan), verarmen immer mehr. Das ist auch der Grund, warum sich in den großen Städten, vor allem in Bangkok, mehr und mehr Slumsiedlungen ausbreiten.

Die Geschichte Thailands

Die Reiche der Mon, Sri Vijaya und Khmer (ca. 6. Jhdt. bis 1238)

Über die ursprüngliche Bevölkerung des heutigen Thailand ist recht wenig bekannt, fest steht nur, dass hier bereits um 3600 v. Chr. eine hochentwickelte Kultur existierte. Ab dem 6. Jhdt. bildeten sich mehrere unabhängige Königreiche, die die Entwicklung der Region maßgeblich bestimmten.
Das Mon-Königreich Dvaravati, ein lockerer Staatenverbund, dessen wichtigstes Zentren im heutigen Nakhon Pathom lag, beherrschte ab dem 6. Jhdt. bis zum 11. Jhdt. das Tiefland rund um den Fluss Chao Phraya. Die Mon, die den Theravada-Buddhismus aus Indien mitgebracht hatten, beeinflussten die späteren Thai-Völker vor allem im kulturellen und religiösen Bereich. Erst um 997 wurden die Mon durch das sich ausbreitende Khmer-Reich immer weiter zurückgedrängt.
Sri Vijaya, das zweite, wichtige Königreich, regierte ab dem 8. Jhdt. bis zum Ende des 13. Jhdts. vor allem den Süden Thailands bis hin zum heutigen Malaysia. Durch den großen Anteil an Küstengebieten, konnte sich das Sri Vijaya-Reich zu einer großen Seemacht entwickeln, die sogar Handelsbeziehungen zu China pflegte.
Das dritte und wichtigste Königreich war das der Khmer, unter dessen Einfluss gegen Ende des 6. Jhdts. weite Teile des nördlichen Thailand standen. Es musste sich im 8. Jhdt. zwar zunächst dem Sri Vijaya-Reich unterordnen, doch bereits Anfang des 9. Jhdts. erlangten die Khmer ihre Unabhängigkeit zurück und begannen, das Reich immer weiter auszudehnen, bis sie schließlich um 1000 das Mon-Reich eroberten. Das Zentrum des Khmer-Reiches lag in Angkor (im heutigen Kambodscha), das seine Macht bis ins 15. Jhdt. hinein erhalten konnte.
Nach großen Wanderbewegungen aus dem heutigen Vietnam und den südlichen Provinzen Chinas siedelten sich zwei Bevölkerungsgruppen, die „Großen Thai“ und die „Kleinen Thai“, im heutigen Nordwesten Thailands, in Laos und im restlichen Thailand an. Zwischen dem 9. und dem 12. Jhdt. begannen diese Völkergruppen, verschiedene Fürstentümer zu bilden, die zum Teil den Khmer unterstanden. Doch der Niedergang der Khmer schritt ab 1219 stetig voran, bis sich 1238 das erste Fürstentum, Sukhothai, unabhängig erklärte und die Khmer aus ihren Gebieten vertrieb

Das Königreich von Sukhothai (1238 bis 1438)

Zwei Thai-Führer, Pha Muang und Bang Klang Thao schlossen sich zusammen, um sich gegen ihre Khmer-Lehensherren aufzulehnen, und eroberten 1238 die Stadt Sukhothai. Bang Klang Thao wurde zum König ausgerufen und regierte nun das kleine unabhängige Reich von Sukhothai als König Indraditya Phra Ruang.
Während der Regierungszeit des dritten Sukhothai-Königs Ram Kamhaeng (1279 bis 1299), reichte das Sukhothai-Reich bereits von Burma bis ins heutige Laos. Ram Kamhaeng gilt heute noch als „Vater Thailands“, führte den Theravada-Buddhismus als Hauptreligion ein und festigte so den inneren Zusammenhalt des noch jungen Thai-Reiches, das nun eine lange Blütezeit erlebte. 1378 jedoch wurde es ein Vasallenstaat des rivalisierenden Reiches von Ayutthaya und schließlich 1438 vollständig in das Ayutthaya-Reich eingegliedert.

Das Königreich Lan Na Thai (Mitte des 13. Jhdts. bis 1556)

Parallel zur Entwicklung in Sukhothai begann im Norden des heutigen Thailand das Fürstentum Chiang Saen unter dem Führer Mengrai (1259 bis 1317), sein Gebiet auszuweiten. Zunächst verleibte es sich den Mon-Staat Haripunchai (das heutige Lamphun) ein, um 1292 bereits große Teile des Nordens zu beherrschen. 1296 gründete Mengrai die Hauptstadt Chiang Mai und nannte sein Reich nun Lan Na (Land der Millionen Reisfelder).
Mengrai verbündete sich mit seinen Nachbarstaaten, vor allem mit dem Sukhothai-Reich, und konnte so seinem Land die Unabhängigkeit bewahren. Das aufstrebende Ayutthaya-Reich versuchte nach der Eroberung Sukhothais zwar mehrfach, auch das Reich im Norden zu erobern, doch das Königreich Lan Na konnte sich immer wieder erfolgreich gegen die Angriffe aus dem Süden wehren. Nur gegen Burma, das das Reich schließlich 1556 eroberte, hatte es keine Chance.

Die Ayutthaya-Zeit (1350 bis 1768)

Auch im Tiefland um den Fluss Chao Phraya entstand unter König U Thong (1350 bis 1369), der später als König Rama Thibodi I. gekrönt wurde, in Ayutthaya ein neues Reich. Ayutthaya wuchs rasch, bis es 1378 das Sukhothai-Reich erobert und kurze Zeit später (1393) auch die Khmer aus Angkor nach Phnom Penh vertrieben hatte. Von dieser glanzvollen, riesigen Stadt mit einer Million Einwohnern wurden bald, neben dem heutigen Thailand, auch weite Teile von Laos und Kambodscha regiert. Der einzige ernst zu nehmende Gegner war jedoch Burma, das immer wieder vom Westen her angriff.
König Narai (1656 bis 1688) nahm als erster Thai-König Handelsbeziehungen zu den inzwischen in Asien immer aktiver werdenden Europäern auf, wobei er jedoch stetig darauf bedacht war, die Unabhängigkeit für sein Land zu erhalten. Diese weltoffene Politik war seinen Gegnern am Hof ein Dorn im Auge. Als Narai im Sterben lag, töteten sie seine möglichen Nachfolger und seine engsten Berater und rissen die Macht an sich.
Thailand entzog sich nun völlig den Einflüssen von außen und verzettelte sich in Verschwörungen, Staatsstreichen und Intrigen. So war es für die Burmesen 1767 nicht weiter schwierig, Ayutthaya zu belagern, um es schließlich 1768 vollkommen zu zerstören. Allerdings konnten sie anschließend das Land nicht unter ihre Herrschaft bringen und wurden bereits im selben Jahr unter der Führung von General Taksin wieder aus Thailand vertrieben.
Taksin, der spätere König Boromaradscha IV., gründete nach der Vertreibung der Burmesen 1775 in Thonburi, einer kleinen Ansiedlung am Westufer des Maenam Chao Phraya, seine neue Hauptstadt. Gegen Ende des 18. Jhdts. konnte er auch Nordthailand zurückerobern und sogar Teile vom heutigen Laos und Kambodscha

Die Chakri-Dynastie (ab 1782)

Da der letzte Ayutthaya-König Boromaradscha IV. (General Taksin) zunehmend dem Wahnsinn verfiel, wurde er von seinen Untertanen abgesetzt, hingerichtet und General Chakri Thong Duang als König Ramathibodi (Rama I., 1782-1809) zu seinem Nachfolger gekrönt. Als erstes Zeichen einer neuen Ära und um die Schande seines Vorgängers zu tilgen, verlegte Rama I. die Hauptstadt auf die andere Seite des Flusses in das Dorf Bang Kok und verlieh ihr den Namen Krung Thep, Stadt der Engel.
In den folgenden Jahren erlebte Thailand unter seinem Sohn, König Phra Phuttaloetla (Rama II., 1809 bis 1824), der sich viel mit Kunst und Poesie beschäftigte und daher auch als „Dichterkönig“ in die Geschichte einging, eine Periode des Friedens.
Die fortschreitenden Kolonialisierungspläne der europäischen Länder machten auch vor Thailand nicht Halt. König Nang Klao (Rama III., 1824 bis 1851), der Sohn von Rama II., versuchte noch zu Anfang seiner Regierungszeit den Handel mit dem Ausland durch eine Eisenkette zu verhindern, die er quer über den Fluss spannen ließ – was die Entwicklung jedoch nicht wirklich aufhalten konnte. Sein Misstrauen gegenüber dem Westen schwand nur sehr zögerlich, auch wenn 1826 ein Handelspakt den Briten Einfuhrerleichterungen einräumte und im Gegenzug die thailändische Souveränität garantiert wurde.
König Mongkut (Rama IV., 1851 bis 1868), Nang Klaos Bruder, war dem Ausland gegenüber bereits viel aufgeschlossener und regierte sein Land mit viel Umsicht, Intelligenz und Toleranz gegenüber dem Ausland. Der Film „Der König und ich“, in dem er als despotischer, konservativer Herrscher dargestellt wird, verzerrt die Wirklichkeit so sehr, dass er nicht ohne Grund in Thailand als Majestätsbeleidigung auf dem Index steht. Mongkut gehört auf jeden Fall zu den Herrschern, denen Thailand auf dem Weg in die Moderne mit am meisten zu verdanken hat.
Genauso wie sein Vater hielt der neue König Chulalongkorn (Rama V.; 1868-1910) an den Reformplänen fest. Er verbesserte vor allem im sozialen Bereich viel für sein Volk, modernisierte die Infrastruktur seines Landes durch den Bau von Eisenbahnen und führte sogar die Elektrizität in Bangkok ein. Er verteidigte die Unabhängigkeit Thailands so weit es nur ging, konnte jedoch die Abtretung von Laos und Kambodscha an Frankreich und Malaysia an England nicht verhindern.
König Vajiravudh (Rama VI.; 1910-1925) verfolgte die Modernisierungspolitik seines Vaters weiter und führte die allgemeine Schulpflicht ein. Während seiner Regierungszeit trat Thailand an der Seite der Alliierten in den 1. Weltkrieg ein.
Im Jahr 1932, in der Regierungszeit seines Bruders, König Prajadhipok (Rama VII.; 1925-1935), war die Zeit gekommen, die absolutistische Herrschaft in Frage zu stellen. Obwohl der König selbst bereits an eine Lockerung des traditionellen Machtsystems dachte, wurde er in einem unblutigen Staatsstreich zur Einrichtung einer konstitutionellen Monarchie gezwungen. Doch die neue Regierung aus Militärs und Zivilisten war ständig zerstritten und so dankte Rama VII. 1935 ab.
Sein Neffe, König Ananda Mahidol (Rama VIII.;1935-1946), der erst 10 Jahre alt war und daher die erste Zeit seiner Regierung in Europa verbrachte, wurde offizieller Nachfolger. Eine Militärregierung übernahm 1938 die Regierung und benannte 1939 das ehemalige Königreich Siam in Thailand, das „Land der Freien“ um. In den 2. Weltkrieg wurde Thailand nur am Rande einbezogen, wohl auch, weil der thailändische Botschafter in Washington sich weigerte, die Kriegserklärung seines Landes an die USA zu übergeben. Doch die Besatzung durch Japan wurde von der Regierung toleriert. Als König Ananda Mahidol alt genug war, um im Jahr 1946 seine Regierungsgeschäfte zu übernehmen, wurde er bald darauf unter ungeklärten Umständen im Palast erschossen.
Der folgende König Bhumibol Adulyadej (Rama IX.; 1946-2016), der Bruder von Rama VIII., trat 1946 die Nachfolge an und wurde 1950, nach Abschluss seines Studiums in der Schweiz, zum König gekrönt. Er blieb während der folgenden unruhigen Zeiten ein umsichtiger und sozial engagierter Herrscher und war sogar der amtsälteste König der Welt. Er musste in seiner langen Amtszeit schon viele Regierungen erleben und war daher für das Volk ein konstanter Faktor des politischen Lebens, dem man Respekt und Vertrauen entgegenbringt. Denn immer wieder werden in Thailand Militärdiktaturen von gewählten Regierungen abgelöst. Von 1947 bis 1973 war das Militär an der Macht, dann kam eine dreijährige demokratisch gewählte Regierung. Doch bereits 1976 bis 1978 und wieder ab 1991 kam erneut das Militär an der Macht, das jedoch endgültig 1992 vom König gezwungen wurde, zugunsten eines gewählten Parlaments abzutreten, das seitdem das Land führt.
Nach seinem Tod am 13. Oktober 2016 trat sein Sohn Maha Vajiralongkorn einige Wochen später am 1. dezember 2016 als Rama X. die Nachfolge als thailändischer König an.